Samstag, 28. November 2009

Kurban Bajram

Sarajevo, 28.11.09

Glücklicheweise ist uns dieses Jahr der Weihnachtsschmuck in den Schaufenstern erspart geblieben. Erst vor drei Tagen wurde auf der Einkaufsstrasse in Sarajevo die Festtagsbeleuchtung eingeschalten. Sie gilt dem seit gestern stattfindenden Opferfest Kurban Bajram.
Während eines Spazierganges durch ein Dorf etwas ausserhalb von Sarajevo wurden wir uns bewusst, wie stark die Tradition des Opferfestes noch lebt. In beinahe jedem Garten, an welchem wir vorbei gekommen sind, war man daran, einem Schaf das Fell über die Ohren zu ziehen. Danach wurde der Bauch des Tieres aufgeschlitzt und die Innereien wurden sorgfältig heraus genommen. Ein seltsamer Anblick war es schon, all die Schafe zu sehen, wie sie an Haken zwischen Apfelbäumen, an Schaukeln oder in Garagen aufgehängt waren. Die Tradition will es, dass man danach das Fleisch in kleinere Portionen zerschneidet und es an die Nachbarn und Freunde verteilt. Da man von diesen ebenfalls Fleisch bekommt, findet in Wirklichkeit ein Austausch statt. Wie wahrscheinlich jedes Jahr, werden die Felle auf einem grossen Haufen vor der Moschee gesammelt.

Im Koran soll stehen, dass das geopferte Lamm, Kurban genannt, zu je einem Drittel an die Familie, an sich selbst und an die Armen verteilt werden soll. Am Bajran-Sonntag standen dementsprechend auch viele Menschen vor der Volksküche Schlange. Immer wieder fuhren Autos vor, die halbe Kurbans geladen hatten und diese der Volksküche ablieferten. Auch habe ich beobachtet, dass eine Frau mit ihrem Sohn von Haus zu Haus gezogen ist. Den Sohn liess sie an die schweren Holztüren klopfen und um Fleisch bitten.

1 Kommentar: