Sonntag, 26. Dezember 2010

Jugoslawische Weihnachten

Weihnachten zu feiern hat Tradition, jedenfalls in der Schweiz, dort wo ich her komme. Ich war jeweils saumässig nervös als Kind während den Weihnachtstagen. Etwas lag in der Luft; der Duft von Weihnachtsgebäck, Lichter, Musik (auch wenns vor allem die Gesänge der Heilsarmeen waren) und vor allem Geschenke. Geschenke sind ganz wichtig für Kinder, mag man Weihnachten auch noch so viel Tiefgang anhängen. Weihnachten ist bei uns ein Familienfest. Man sitzt zusammen, geniesst Speis und Trank und geht spät abends zufrieden und wohl genährt schlafen. An Weihnachten kommt man zusammen, das ist der Tribut welcher das Lichterfest von uns fordert und wir bezahlen ihn nicht ungern. Um Mitternacht läuten die Glocken und locken einige zur Mitternachtsmesse. Früher habe ich sie auch einmal besucht, in den letzten Jahren nie mehr. Eigentlich schade, denke ich heute, denn mich würde es wundern und interessieren was da erzählt wird.
Dieses Jahr habe ich Weihnachten mit Atheisten gefeiert. In Slowenien, welches bis 1991 eine Teilrepublik in der Föderation des sozialistischen Jugoslawiens war, hat die Weihnachtsfeier für viele Menschen noch immer keine grosse Bedeutung. Denn schliesslich gab es als Kind diese Weihnachten nicht! So habe ich von einigen Freunden in meinem Alter gehört, dass sie erst nach dem Zusammenbruch Jugoslawiens zum ersten Mal von der Existenz Weihnachtens gehört hätten. Und doch haben diese Menschen ihre Kindheitsjahre jeweils glücklich über die Bühne gebracht. Denn dass es Weihnachten nicht gab musste nicht bedeuten, dass in den Häusern keine Kerzen brannten, dass keine geschmückten Tannenbäume im Wohnzimmer standen an dessen Enden sich Geschenke türmten. Während bei uns in der Schweiz das Christkinderl oder der Heilige Klaus die Geschenke vorbei brachte, war es in der jugoslawischen „Mythologie“ schlicht und einfach Grossväterchen Winter, welcher die Kinder zum Jahresende noch einmal so richtig glücklich zu stimmen vermochte. Und wahrscheinlich brachte eben dieses Grossväterchen Winter auch die „weihnächtliche“ Stimmung in die Wohnzimmer und auf die Strassen der Städte und Dörfer. Denn was wäre der Dezember ohne diese lieblich-traurige Atmosphäre? Nichts weiter als ein zweiter November.
Bei meinen Eltern zu Hause steht noch heute im Wandschrank der Küche eine grosse Ovomaltine-Büchse. Heute beinhaltet die Büchse, so viel ich weiss, getrocknete Minzenblätter. Meine Mutter erzählte mir, wie sie als Kind zu Weihnachten jeweils eine Büchse Ovomaltine geschenkt gekriegt hatte. Dieses Geschenk war ihr höchst lieb und teuer und musste dann wahrscheinlich auch ein Jahr lang hinhalten. Meine Mutter trinkt heute keine Ovomaltine mehr, dass die grosse Büchse aber noch immer im Wandschrank in der Küche steht freut mich sehr.

Wahrscheinlich liegt ja Weihnachten ein heidnisches Naturfest zu Grunde, die Sonnenwende am 21. Dezember. Denn das feierten Menschen bereits lange vor der Geburt Jesus Christus. Doch die Wiederkehr des Lichts zu feiern ist für uns vielleicht zu banal, zu einfach, zu natürlich als dass wir es wirklich ernst nehmen können. Die Geschichten, welche uns die Religionen erzählen, lassen sich einfacher in Wort und Bild fassen. Dagegen ist auch nichts einzuwenden.

Nun ist Weihnachten also bereits wieder vorbei. Den Schmuck lassen wir noch einige Tage hängen, so will es die Tradition. Die Tage werden länger und spätestens nachdem in Zürich der „Böög“ verbrannt worden ist, wird auch der Winter seine Tage gezählt haben. Bis dann bleibt uns nur das Warten auf den Schnee.

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