Eines abends schlenderten Flo und ich durch den Illmpark von Weimar, auf der Suche nach einem gemütlichen Flecken um dort ein kühles Bier zu trinken. Da trafen wir mitten im Park, umgeben von hohen Bäumen, auf eine Burgruine. Es war dies eine Ruine wie aus dem Bilderbuch, Stein auf Stein auf gefallenem Stein, überwuchert von Effeu und allerlei anderen Schlingpflanzen. Wir liessen es uns nicht nehmen, erkletterten die Ruine und sassen bald darauf im Abendrot mit einem kühlen Bier in der Hand gemütlich auf historischem Bauschutt und sinnierten über die vielen Geschichten und Biographien, welche diese alten Mauern im Laufe der Jahrhunderte in sich aufgesogen haben mussten.
Tags darauf wurden wir eines besseren belehrt. Die verwunschene Ruine im Illmpark zu Weimar war nie etwas anderes als eine Ruine gewesen. Sie wurde unter Mitarbeit Goethes als Ruine entworfen und als Ruine gebaut, eine romantische Kulisse, dem grossen Shakespare zu ehren.
Gestern habe ich einen Spaziergang vom Schloss Viltus hoch hinauf in den Kosijak unternommen. Nur zwanzig Minuten von der Hauptstrasse entfernt, mitten im Wald gelegen, befindet sich noch heute die Ruine des alten Schloss Viltus aus dem 12. Jahrhundert. Erst nach einem verherenden Brand im 17. Jahrhundert wurde das Schloss aufgegeben und es wurde eine neue Anlage in der Nähe des Flussufers gebaut. Die Burg Viltus ist heute eine mehr oder weniger vergessene Ruine; kein Wegweiser zeigt dir die Richtung dorthin an und in den Reisebüchern wird sie nicht erwähnt. Die alte Burg ist aber auf jeden Fall einen Besuch wert, denn steht man neben den dicken Mauern, ganz alleine mitten im Wald, so merkt selbst ein uninformierter Besucher, dass das hier echt ist und dass die Geschichten, die aus diesen Mauern hinaus sprechen, 800 Jahre alt sind.
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