Bei unserem Besuch gestern hat es aber ausgesehen, als hätte etwas einen Strich durch die Rechnung des Mannes gemacht. Alle Türen waren abgesperrt oder zugemauert, keine Menschenseele weit und breit.
Einmal mehr stand ich vor den Mauern des prunkvoll heruntergekommenen Schlosses an der Drau und hörte und sah wie die Mauer langsam zusammen stürzte. Es war gespenstisch mit anzusehen, wie sich ganze Mörtelstücke von alleine lösten und ins nasse, sonnenbeschienene Gras hinunter fielen. Die Zeit rennt diesem Schloss davon, dachte ich bei mir und wünschte dem Mann, der nicht hier war, viel Kraft und Energie bei der Umsetzung seiner Pläne.
Später fuhren Natasa und ich durch die hügelige Landschaft des Kosijak, vorbei an alten, teils ebenfalls heruntergekommenen Bauernhäusern, hoch hinauf zum Sveti Duh, zur Kirche des Heiligen Geistes an der slowenisch-österreichischen Grenze. Von der Kirche aus lässt sich weit ins Land hinein schauen, man erkennt im Westen die Hügelzüge des Pohorije, im Osten ein schier endloses Auf und Ab von Wäldern und im Norden die österreichischen Alpen. "Wie schön muss diese Gegend früher gewesen sein, als noch alles belebt, bewohnt und bewirtschaftet gewesen ist", meinte Nataša.
Viele Menschen gibt es nicht mehr, die heute diese Gegend, welche reich an Wald und Wasser ist, bewirtschaften wollen. Die Bauernhäuser verkommen, die Ställe stehen fast überall leer. Dies bestätigte uns auch Marko, welcher als Bauer auf dem Pohorije lebt und arbeitet. Es gibt keine Zukunft für die Kinder hier, hört man sagen. Und bestimmt haben sie in gewisser Hinsicht auch recht, die die das sagen. Aber warum gab es früher eine Zukunft und heute nicht mehr. Das Land ist nicht schlechter geworden, das Wasser nicht weniger. Klar ist, das Wissen um die Bestellung des Landes geht allmählich verloren, dafür steigt das Wissen in buchhälterischen Fragen ständig. Doch rein buchhälterisch gesehen, wird es sich in einigen Jahren höchst wahrscheinlich lohnen, hier in dieser Gegend einen kleinen Bauernbetrieb zu besitzen und das Wissen darum, wie man einen solchen bewirtschaftet.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen