Dienstag, 5. Januar 2010

Küchendienst


Nach zwei Tagen Küchendienst in der Rot-Kreuz Küche ist es für mich noch sehr schwer zu sagen, ob ich dort eine wirkliche Hilfe sein kann oder ob ich auch in Zukunft die Rolle eines aktiven Statisten spielen werde.

Auf jeden Fall wurde ich herzlich aufgenommen ins bestens eingespielte Küchenteam unter der Leitung des liebenswürdigen, 82 Jahre alten Refik Kravič.
Hamida und Sabine, die zwei flinken Frauen die in ihrer 20 jährigen Arbeit bestimmt schon mehrere Tonnen Kartoffeln geschält haben, führten mich heute in die Decoupage eines weichgesottenen Hammels ein. Eigentlich waren es wohl mindestens drei Hammel, die wir suppengerecht zerkleinert haben. Ganz genau lässt sich das aus dem Fleischberg, den man vor sich hat, nicht bestimmen.
Mit Ismed, dem Lageristen, schälte ich anschliessend ein gutes Kilogramm Knoblauch. Aus seiner Schweigsamkeit heraus lernte ich zwar kein bosnisch, dafür aber genoss ich die Ruhe einer fast schon meditativen Arbeit.
Mit Sloboda, dem Fahrer der Clique, durfte ich gestern auf die erste Verteilstour mit. Es war der bestmögliche Einstieg für mich, denn so wurde mir vor Auge geführt, für wen das Essen täglich gekocht wird. Die Mahlzeiten werden in grosse Thermostöpfe abgefüllt und an insgesamt 18 Orte gebracht. Bereits um 9 Uhr warten dann dort die Menschen, für welche die Mahlzeit bestimmt ist, mit einem Plastikgeschirr in der Hand auf die Ausgabe. Für viele ist es die einzige Mahlzeit, die sie an diesem Tag einnehmen werden. Die Verteilstour führte mich auch zum Doktor, genauer gesagt zur medizinischen Untersuchung. Ein Attest betreffend meiner Gesundheit ist eine Voraussetzung dafür, dass ich überhaupt in der Küche arbeiten darf.
Am leichtesten fällt mir der Kontakt bestimmt zum Jungkoch Haris, der mit seinen 20 Jahren der jüngste der Truppe ist.
Ich beginne jeweils um 7 Uhr mit der Arbeit. Das bedeutet, dass ich spätestens um halb sieben ins noch dunkle Sarajevo raus muss, da die Küche einen Spaziergang von der Ulica Logavina entfernt liegt. Um 13 uhr ist dann mein Küchendienst beendet. Langsam kommt also ein Rhythmus in mein Wanderleben; eine Tatsache über die ich gar nicht so unglücklich bin.
Zum Bild: Das gibts bei uns nicht. Das Bild stammt noch aus Ungarn. Aber Sloboda hat mir heute gesagt, dass grillierte Fleischspeisen eine ideale Diätnahrung sind. Er kenne Leute, die sich zwei Wochen nur vom Grill ernährten und dabei abgenommen haben...

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