Wenn man der Milijacka entlang geht und ihr nordwärts aus der Stadt hinaus folgt, verschwinden die Häuser Sarajevos rasch hinter den Hügelkuppen, welchen der Stadt wie riesenhafte Wächter vorstehen. Man gelangt zuerst auf die Ambassadoren-Allee, ein Fussweg entlang des Flusses, welcher bestückt ist mit jungen Bäumen, die persönlich von den Botschaftern aus aller Welt gepflanzt wurden. Auf dem Hügel rechterhand zieht sich die Hauptstrasse entlang, die Sarajevo mit Pale verbindet und über welche man auch auf den Berg Jahorina gelangen kann. Irgend einmal ändert diese Strasse aber ihre Richtung und fortan findet man sich auf dem Fussweg in völliger Ruhe wieder; die Geräusche aus der Stadt und von der Strasse her hinter sich lassend nimmt man endlich das Rauschen der Milijacka wahr.
Bereits einmal bin ich diesen Weg gegangen. Es war im November mit Natasa und Amela. Unser Ziel war die Ziegenbrücke und wir genossen spazierend einen wunderschönen, verspäteten Herbsttag. Die Ziegenbrücke liegt knapp eine halbe Stunde von der Bascarsija, dem alten Stadtzentrum Sarajevos, entfernt. Es ist eine der ältesten Brücken Sarajevos aus osmanischer Zeit. Diese Osmanischen Bauherren verstanden es tatsächlich einen Brückenschlag zu mehr als einem rein zweckmässigen Unterfangen zu machen. Das Verbinden der Ufer verstand sich immer auch als Kunstwerk. Auch die Ziegenbrücke ist ein solches Kunstwerk; in einem Bogen spannt sie sich über die knapp 20 Meter breite Milijacka. Im mächtigen Brückenbogen wurden zwei grosse Kreise ausgespart, welches der Brücke eine grosse Eleganz verleiht.
Bei der Ziegenbrücke gibt es eine Informationstafel, mit welcher ich zu meiner Freude erfahren habe, dass diese Brücke ein letztes Bauwerk war, welches den Karawanenzüge, die aus Istanbul herkamen ermöglichte, wohlbehalten in Sarajevo anzukommen. Hier, und nur hier, zogen die Händler, Wesire, Bauern, Krieger und Reisende hinüber, die sich aus dem Herzen des Osmanischen Reiches aufgemacht hatten nach Sarajevo und vielleicht noch weiter nach Dubrovnik zu ziehen. Auf dieser Brücke haben sich tausende von Pferdehufen eingeschlagen und mancher der sie überquerte mochte wohl erleichtert aufgeatmet haben; war doch eine erschwehrliche Reise bald an einem vorläufigen Ende angekommen. Mit etwas Glück erwartete einen in Sarajevo die Wohltat eines türkischen Bades, guten Essens und die Freude in bekannte Gesichter zu blicken. Bei wichtigen Besuchen liessen es sich die Sarajeli nicht nehmen, ihre Gäste persönlich bei der Ziegenbrücke abzuholen. Dergestalt wurden die ersten Händel wahrscheinlich bereits abgeschlossen, bevor die Karawane die Stadttore des Vratnik passiert hatte.
Im November, die Geschichte dieser Brücke lesend, wurde ich mir gewahr, dass ich mich auf dem richtigen Weg befinde. Ohne es geplant zu haben erreichte ich unversehrt die Hauptstrasse nach Istanbul. Eine Hauptstrasse, die es so nicht mehr gibt, die aber, davon bin ich überzeugt, jene Reisende weiterhin sicher durchs Land geleitet, welche versuchen auf ihr zu gehen.
Vor zwei Tagen, kurz vor meiner Abreise aus Sarajevo nach Slovenien, besuchte ich die Ziegenbrücke erneut. Sie war schneebedeckt und die Milijacka unter ihr floss gemächlich in Richtung Sarajevo. Noch einmal überquerte ich sie und beschaute mir auf der anderen Seite den steilen Weg, welcher sich stetig dem Berg entlang zieht. Man hat mir gesagt, dass dieser Weg irgendwo aufhört, vielleicht bereits nach Pale, und dass es fortan unsicher sei, ob ein solcher Weg Richtung Visegrad weiter existiere.
Als ich mich vor zwei Tagen auf den Rückweg nach Sarajevo gemacht hatte, schaute ich mich nochmals nach der Ziegenbrücke um und liess ihr durch meine Gedanken Folgendes sagen: Sollten wir uns in einem Frühjahr wieder sehen, wenn der Schnee geschmolzen ist, werde ich erneut über dich hinwandern und den Berg hochsteigen um dich irgendwann später von weit oben nochmals zu schauen, ich werde mich von dir erst dann verabschieden und dich und Sarajevo hinter mir lassen.
Bereits einmal bin ich diesen Weg gegangen. Es war im November mit Natasa und Amela. Unser Ziel war die Ziegenbrücke und wir genossen spazierend einen wunderschönen, verspäteten Herbsttag. Die Ziegenbrücke liegt knapp eine halbe Stunde von der Bascarsija, dem alten Stadtzentrum Sarajevos, entfernt. Es ist eine der ältesten Brücken Sarajevos aus osmanischer Zeit. Diese Osmanischen Bauherren verstanden es tatsächlich einen Brückenschlag zu mehr als einem rein zweckmässigen Unterfangen zu machen. Das Verbinden der Ufer verstand sich immer auch als Kunstwerk. Auch die Ziegenbrücke ist ein solches Kunstwerk; in einem Bogen spannt sie sich über die knapp 20 Meter breite Milijacka. Im mächtigen Brückenbogen wurden zwei grosse Kreise ausgespart, welches der Brücke eine grosse Eleganz verleiht.
Bei der Ziegenbrücke gibt es eine Informationstafel, mit welcher ich zu meiner Freude erfahren habe, dass diese Brücke ein letztes Bauwerk war, welches den Karawanenzüge, die aus Istanbul herkamen ermöglichte, wohlbehalten in Sarajevo anzukommen. Hier, und nur hier, zogen die Händler, Wesire, Bauern, Krieger und Reisende hinüber, die sich aus dem Herzen des Osmanischen Reiches aufgemacht hatten nach Sarajevo und vielleicht noch weiter nach Dubrovnik zu ziehen. Auf dieser Brücke haben sich tausende von Pferdehufen eingeschlagen und mancher der sie überquerte mochte wohl erleichtert aufgeatmet haben; war doch eine erschwehrliche Reise bald an einem vorläufigen Ende angekommen. Mit etwas Glück erwartete einen in Sarajevo die Wohltat eines türkischen Bades, guten Essens und die Freude in bekannte Gesichter zu blicken. Bei wichtigen Besuchen liessen es sich die Sarajeli nicht nehmen, ihre Gäste persönlich bei der Ziegenbrücke abzuholen. Dergestalt wurden die ersten Händel wahrscheinlich bereits abgeschlossen, bevor die Karawane die Stadttore des Vratnik passiert hatte.
Im November, die Geschichte dieser Brücke lesend, wurde ich mir gewahr, dass ich mich auf dem richtigen Weg befinde. Ohne es geplant zu haben erreichte ich unversehrt die Hauptstrasse nach Istanbul. Eine Hauptstrasse, die es so nicht mehr gibt, die aber, davon bin ich überzeugt, jene Reisende weiterhin sicher durchs Land geleitet, welche versuchen auf ihr zu gehen.
Vor zwei Tagen, kurz vor meiner Abreise aus Sarajevo nach Slovenien, besuchte ich die Ziegenbrücke erneut. Sie war schneebedeckt und die Milijacka unter ihr floss gemächlich in Richtung Sarajevo. Noch einmal überquerte ich sie und beschaute mir auf der anderen Seite den steilen Weg, welcher sich stetig dem Berg entlang zieht. Man hat mir gesagt, dass dieser Weg irgendwo aufhört, vielleicht bereits nach Pale, und dass es fortan unsicher sei, ob ein solcher Weg Richtung Visegrad weiter existiere.
Als ich mich vor zwei Tagen auf den Rückweg nach Sarajevo gemacht hatte, schaute ich mich nochmals nach der Ziegenbrücke um und liess ihr durch meine Gedanken Folgendes sagen: Sollten wir uns in einem Frühjahr wieder sehen, wenn der Schnee geschmolzen ist, werde ich erneut über dich hinwandern und den Berg hochsteigen um dich irgendwann später von weit oben nochmals zu schauen, ich werde mich von dir erst dann verabschieden und dich und Sarajevo hinter mir lassen.
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