Montag, 9. Mai 2011

Dürüm Dürüm



Nach unserem Besuch in der Schweiz sind wir nun bereits seit einer Woche zurück in Maribor. Jurij hat nun also bereits in seinen ersten Lebensmonaten zwei Heimaten kennen gelernt.
Die Reise von Slowenien in die Schweiz haben wir diesmal mit dem Auto unternommen. Da wir tagsüber gereist sind, habe ich zum ersten Mal bewusst wahrgenommen, wie diese „Autobahn-Landschaft“ quer durch Österreich und Deutschland überhaupt aussieht. Den Weg zwischen den zwei Heimaten habe ich bereits einmal zu Fuss abgeschritten. Damals brauchte ich von Bern bis an die slowenische Grenze ganze zwei Monate. Mit dem Auto schafft man diese Reise in 10 Stunden. Autobahn-Fahren ist schrecklich. Es ist ein Reisen ohne Atem, ohne Sinn. Denn wenn der einzige Sinn des Reisens derjenige ist irgendwo anzukommen, dann sollte man es besser sein lassen. Immerhin habe ich an einer Raststätte in der österreichischen Steiermark Bekanntschaft mit einem türkischen Fernfahrer gemacht. Seine kleine Küche im unteren Teil des Lastwagens war bezaubernd. Auf einem Gasherd kochte der Mann starken Schwarztee und an einem Bindfaden hingen Trockenwürste. All das passte irgendwie überhaupt nicht an diese Raststätte. Doch für mich war diese Begegnung ein Durchatmen. Das Bild des Teetrinkenden Fernfahrers durchbrach die Sterilität der Raststätten-Kultur und liess mich aufatmen. Der Mann war unterwegs nach Italien, dort würde er seinen Lastwagen aufs Schiff verladen und dann auf dem Seeweg in die Türkei fahren. Die Waren, die er geladen hatte, würde er später noch bis in den Irak bringen müssen. Dürum, Dürum, meinte er zum Abschied. Dürum, Dürum sagte ich, und nehme an, dass man sich dermassen auf türkisch verabschiedet.