Donnerstag, 31. Dezember 2009

Liebeserklärung an Ungarn

Liebeserklärung an Ungarn
Abschliessen möchte ich dieses Jahr mit einem kleinen Text, zu dem ich auf der Rückreise nach Bosnien inspiriert wurde. Es wurde in letzter Zeit sehr viel über Bosnien-Hercegowina gesagt; deshalb hier nun eine Liebeserklärung an Ungarn.

Mein Ungarn ist ein Grenzland, ein fliessender Übergang zwischen Kroatien und Slovenien und neuerdings auch von Österreich aus erreichbar.
Mein Ungarn ist ein kleines Land, erfahrbar mit dem Fahrrad, dem Auto oder mit einem Bummlerzug, der an weiss Gott was für Bahnhöfen Halt macht, deren Namen mir länger erscheinen als die schnurgerade Strasse durchs gleichnamige Zentrum des Dorfes.
Mein Ungarn ist flach, wobei diese Fläche ab und zu durch alte, längst von Gras und Büschen bewachsenen Vulkankegeln unterbrochen wird.
Mein Ungarn liegt am Meer, am Pannonischen Meeresbusen, der die Bewohner dieses Landes mit Würsten, Bier, Tokai und der von mir heissgeliebten Eszterhazy Torte versorgt.
In meinem Ungarn tragen die Männer Schnauz, sind hochgewachsen und in Wolle gekleidet.
In meinem Ungarn sprechen die Frauen slovenisch.
Mein Ungarn kennt Budapest höchstens als den weit entfernten grossen Bruder, den zu besuchen zwar möglich, aber nicht unbedingt nötig ist.

Es waren nicht mehr als Stipvisiten, die mich bisher nach Ungarn gebracht haben. Eintägige Ausflüge mit dem Auto, bei welchen wir, Nataša, ihre Familie und ich, meistens kurz nach Passieren der Grenze in einem typisch ungarischen Cafe Halt gemacht habe. Dort gab es dann den typisch ungarischen Milchkaffee und dazu ein ungarisches Kipferl. Die Eszterhazy Torte gab es nie, denn die kriegte ich bisher nur im ungarischen Kulturzentrum in Lendava, Slovenien. Sowieso habe ich in Slovenien bisher mehr über die ungarische Kultur erfahren als in Ungarn selber. So weiss ich zum Beispiel auch, dass die Ungarn ein Volk von Stelzenläufern sind; ja dass sie sogar Tänze und Kämpfe auf Stelzen auszutragen vermögen und mit den langen typisch ungarischen Stelzenschritten ganze Bäche überspringen können. Ihr flaches Land am Pannonischen Meer scheint mir für diese sportliche Leistung auch bestens geeignet.

Immer mehr wird es für mich zu einem Rätsel, weshalb sich die Ungarn keine eigene Schreibweise angeeignet haben. Dabei denke ich an nur für die ungarische Sprache zu gebrauchende Schriftzeichen. Ich werde den Verdacht nicht los, dass die geschriebene ungarische Sprache eineTarnung ist, ein offizielles Skriptum mit welchem man, aus weiss Gott was für Gründen, ausländischen Besuchern und Ungarn-Liebhabern, wie mich, vom Erlernen dieser wunderschönen Sprache abhalten will. Es geht mir nicht in den Kopf, weshalb die ungarischen Gelehrten, von welchen es in diesem Land bestimmt eine Menge gibt, kein rationelleres, ihrer gesprochenene Sprache besser angepasstes Schriftbild entwickelt haben.
Als mögliche Grundlage für diesen Verdacht möchte ich die Anschrift einer ungarischen Bank anfügen, die da lautet: RUM ES VIDEKE TAKAREKSZÖVETKEZET. (Man muss es dann aber beim Umschreiben von Namen auch nicht dermassen auf die Spitze treiben wie die Menschen serbo-kroatischer Zunge die den Autor des Buches HUIT-CLOS als Šan Pol Sartr betiteln. Dergestalt glaube ich auch an das Weiterleben des King of Pop, denn eine Todesanzeige ist hier nur unter dem Namen Majkel Čakson erschienen.)

Ich spreche noch kein Bosnisch, doch als ich in Pecs, Ungarn, im Taxi sass und der Fahrer nach einem ungarischen Redeschwall überraschenderweise auf serbo-kroatisch wechselte, ist mir die bosnische Zunge so locker geworden, als hätte ich meiner Lebtags keine andere Sprache gesprochen.

In meinem Ungarn scheinen die Menschen immer zu lachen. Dazu sprechen sie auf mich ein, als hätten sie noch nie einen Menschen ohne Schnauz gesehen. Unweigerlich denke ich dann jeweils an die Aufschrift vor der Bank und relativiere die Länge des Redeschwalls bezüglich dessen Aussage.

Wie auch immer es sei; die Ungarn sind für mich das liebenswürdigste Volk weit und breit.

Meine Ungarn fahren am liebsten den Trabant. Diesen wohl schönsten Wagen, der die Rundungen dieser Erde befährt, scheint mir für Ungarn geradezu bestens geeignet zu sein. Als ich in Szentgotthardt, kurz nach der Österreichisch-Ungarischen Grenze ein besonders schönes Exemplar betrachtete, kam ein alter Ungare lachend auf mich zu und begann mit mir zu sperechen. Eigentlich sollte ich schreiben: er begann mit mir zu sagen. (Sprechen beinhaltet bekannterweise einen Wortwechsel.) Als er nach längerer Zeit merkte, dass ich dem Ungarisch nicht mächtig genug war, führte er mich kurzerhand in einen Trödelladen auf der anderen Strassenseite. Dort erfuhr ich von Benedek Ferenc, wir unterhielten uns auf Englisch, die Botschaft des Trabant Besitzers: Sein Auto war ganze 33 Jahre alt!
Wir sprachen noch kurz weiter auf Englisch, viel gibt es ja in dieser Sprache nicht zu sagen, und verabschiedeten uns dann, wobei mir Benedek seine Visitenkarte in die Hand drückte. (Er führt einen HASZNALT CIKK-BIZOMANYI, einen GEBRAUCHTE ARTIKEL KOMMISSIONSWARE LADEN. Bestellungen und Anfragen können unter http://www.ad-vesz.hupont.hu/ eingereicht werden.)

Ich liebe Ungarn. Ich habe Ungarn geliebt als ich es noch gar nicht kannte und meine Liebe zu diesem Land wächst in einem solchen Masse, dass ich mir hier und jetzt, ich bin längst nicht mehr am Pannonischen Meer, kaum vorstellen kann ohne mein Ungarn zu leben.

Und trotzdem; ich will mich dieser Liebe nicht hingeben. Denn ich glaube zu ahnen, dass es für mich und Ungarn besser ist, dieses Land am Pannonischen Meer so in Erinnerung zu behalten wie ich es kennengelernt habe: ganz persönlich, ganz intim und völlig echt!

Samstag, 19. Dezember 2009

Sonntag, 13. Dezember 2009

Der Tunnel




Gemeinsam mit Aleš und Barbara aus Slovenien besuchten wir gestern das Tunnel-Museum in Sarajevo.


Von dem rund 800 Meter langen Gang, der im Frühjahr 1993 durch das bosnische Militär fertig gestellt wurde sind heute noch 25 Meter erhalten. Der Tunnel verband den Stadtteil Dobrinja, damals Ranbezirk der belagerten Stadt, mit der Ortschaft Butmir, ausserhalb der besetzten Zone. Die Grabungen wurden direkt unterhalb der Rollbahn, des von der UN-besetzten Flughafens durchgeführt. Diese Rollbahn war während der Belagerungszeit 1992-1995 einzige "Lücke" im Belagerungsring. Die UNPROFOR (Unitet Nations Protection Force, UN-Abteilung zum Schutz der Zivilbevölkerung in Bosnien-Hercegowina) hatte aber ein Abkommen mit dem serbischen Militär getroffen, dass sie keine Zivilisten aus der Stadt raus oder rein lassen und somit auch keinen unkontrollierten Transport von Waffen , Medikamenten und Lebensmitteln zulassen werde. Diese Haltung gegenüber den eingeschlossenen Menschen in Sarajevo (oder dieses Verhandeln mit dem serbischen Militär welches täglich gezielt Zivilisten tötete) war einer von vielen Auslösern, weshalb die unterdrückten und bekämpften Bewohner von Bosnien-Hercegowina das Vertrauen gegenüber der UNPROFOR immer mehr verloren. Paradoxerweise setzten sie aber alle Hoffnung auf die UNO.
Der Bau des Tunnels war die einzige Möglichkeit um eine einigermassen sichere Verbindung zur Aussenwelt herzustellen. Nach der Fertigstellung des Tunnels benutzen täglich gegen 4000 Menschen den feuchten Gang unterhalb der Rollbahn. Nachts wurden regelmässig bis zu 20 Tonnen Material transportiert. Zuerst in Säcken zu 50 Kilogramm auf dem Rücken, später mit kleinen Rollwagen auf Schienen. Der Transport konnte immer nur in eine Richtung erfolgen.
Wie vielen Tausend Menschen dieser kleine Tunnel das Leben gerettet hat ist schwer zu sagen aber auf jeden Fall rettete er die Stadt vor der kompletten Besetzung durch das serbische Militär.

Von uns




Am Freitag konnten Nataša und ich in Vareš einen kleinen Workshop für NARKONE geben. Dort treffen sich zwei mal in der Woche Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren, die zu "Mentoren" ausgebildet werden. Sie sollen später Kindern bis zur sechsten Klasse Aufgabenhilfe erteilen. Nataša und ich zeigten den Jugendlichen einige Konzentrations-Spiele, die sie dann selber in ihren Kursen gebrauchen können.


Aleš und Barbara aus Slovenien sind heute wieder abgereist. Vielen Dank für den Besuch!

Am Samstag haben wir einen Ausflug mit dem Auto unternommen. Zuerst sind wir zum Tunnelmuseum gefahren und anschliessend hoch in die verschneiten Berge, zum Skigebiet Bielašnica. Dort wird im Moment alles für die kommende Wintersaison vorbereitet.

Am Abend spielte die Mostar-Seudah-Reunion im Kanzertsaal Dom Mladih auf. Ein wunderbares Konzert!


Donnerstag, 10. Dezember 2009

Auf den Dächern Sarajevos


Heute liegt auf den Dächern von Sarajevo bereits Schnee und langsam werden die steilen Gässchen hier eisig.


Wir haben den ersten Besuch aus Slovenien erhalten. Endlich können wir in unserer eigenen Wohnung als Gastgeber auftreten!


Auf der Arbeitssuche kommen wir langsam weiter. Morgen geben Nataša und ich in Vareš einen Workshop fürs Projekt Narkone. Das IKRK von Sarajevo kann uns vielleicht auch eine kleine Arbeit vermitteln. Bei jedem Gespräch für eine Arbeit heissts zum Schluss: Ruft in drei Tagen nochmals an. Alles nimmt seinen Lauf, wenn auch langsam und gemütlich.




Dienstag, 8. Dezember 2009

Von uns

Wir, Nataša Bošnak (31) und Roger Humbel (28), suchen per sofort eine Arbeit in Sarajevo.

Wir können fast alles, wenn man uns zeigt wie es geht. Gerne lassen wir uns auch sponsoren, damit wir weiterhin durch die Stadt und Landschaft wildern können, mit der Offenheit für Begegnungen aller Art. Wer sich nach Sarajevo verirren sollte findet uns an der Logavina 76. Eine Stadtführung von einem, der Sarajevo lieb gewonnen hat, ist garantiert.

Auf der Lateinerbrücke am Miljačka-Fluss


Ich lese gerne alte Reiseberichte und mit grossem Vergügen schaue ich mir die nachkollorierten Fotografien aus dem Anfang des letzten Jahrhunderts an. Hier in Sarajevo findet man zahlreiche dieser alten Fotografien. Sie zeigen Männer in ihren traditionellen, farbigen Kleidern, mit den weiten Hosen, den turbanähnlichen Hüten und den undefnierbaren Stiefeln, die aussehen als hätten sie sich Tücher um die Füsse gebunden. Sie stehen auf dem Marktplatz, der Baščaršija, vor dem Sebilj Brunnen oder sitzen auf den Säcken, in welchen sie wahrscheinlich irgendwelche Waren zu einem Verkäufer bringen werden.

Es sind Türken, so heissts in der Legende des Bildes; in Wahrheit sind es Bosnier, Macedonier oder Albaner. Muslime wurden allgemein Türken genannt (ein Begriff der übrigens im Bosnienkrieg 1992 wieder aufkam). Auch Frauen sind auf den alten Fotografien abgebildet, manche komplett verhüllt; etwas was heute in Sarajevo kaum mehr zu sehen ist.
Besucht man die Orte, an welchen diese alten Fotografien aufgenommen wurden heute nochmals, so fällt einem auf, dass sich rein strukturell wenig geändert hat. Die Baščaršija, der Handwerksmarkt, steht nach wie vor. Anstelle der "Türken", die auf ihren Warensäcken sitzen, verkaufen heute junge Männer in imitierten Gucci-Kleidern gefälschte Dolce-Gabbana Parfums. Nach wie vor werden Abend für Abend die schweren Metall- oder Holzverschläge vor den Bretterbuden geschlossen, damit die Bašarščija zu nächtlicher Stunde eine kurze Weile durchatmen kann.

Etwas schwieriger wird das sich Einfühlen in die nachkollorierten Fotografien in den Wohngegenden ausserhalb der historischen Altstadt. Dort hat sich in den letzten Jahrzehnten viel verändert. Neue Wohnhäuser entstanden und die Stadt begann sich in alle Richtungen in die Hügel hinein auszubreiten. Wo zu Beginn des letzten Jahrhunderts vereinzelte Moscheen oder Villen standen, findet man heute lückenlose Strassenzüge worin die alten Häuser und Moscheen wie die ersten Puzzlestücke einer grossen Stadt wirken. Nur selten findet man noch kleine, authentische Gässchen; kopfsteingepflastert und steil gegen das Zentrum hin abfallend. Es ist ungleich schwieriger, sich hier die nachkollorierten Fotografien ins Gedächtnis zu rufen.

Vielleicht gelingt einem die Zeitreise am ehesten, wenn man vor einer, aus österreich-ungarischer Zeit stammenden Villa steht, an deren Fassade (falls sie überhaupt noch vorhanden ist) die Farbe in grossen Stücken abblättert.
Das wohl berühmteste Haus aus dieser Zeit, die Gradska Vijećnica (City Hall), welches genau Anfang des letzten Jahrhunderts, 20 Jahre vor dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns, fertig gestellt wurde, steht, in Baugerüste gehüllt, in nächster Nähe zum Miljačka-Fluss. Damals noch Rathaus, war es das letzte Gebäude welches der Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau von innen sahen. Kurz nach Verlassen dieses Gebäudes, wurden die Beiden, knapp 500 Meter flussabwäts, von Gavrilo Princip erschossen. Rund einen Monat später erklärte Österreich-Ungarn Serbien den Krieg; dies war der Auftakt zum ersten Weltkrieg. Dem Attentäter zu ehren hiess die Brücke, von welcher aus Princip geschossen hatte, während der Zeit Jugoslavies Most Gavrilo Princip. (Alte Menschen gebrauchen manchmal noch heue diesen Namen, wenn sie von der Lateinerbrücke sprechen)
Bis zum Krieg 1992 diente die Gradska Vijećnica als Nationalbibliothek, in welcher Bücher und alte Manuskripte von unbezahlbarem Wert aufbewahrt wurden. Im August 1992 setzten serbische Granaten das Gebäude in Flammen. Ziel der serbischen Angriffe waren nicht nur Militär- und Zivilpersonen, sondern auch kulturelle Einrichtungen wie die Nationalbibliothek. Neunzig Prozent der Bücher und Manuskripte verbrannten. Das Gebäude wird heute mit Spenden aus EU-Ländern und mit Donationen von Nationalbibliotheken renoviert. Unter den Donatoren ist auch die Nationalbibliothek von Serbien.

Manchmal stehe ich auf der Lateinerbrücke und schaue in Richtung der ehemaligen Nationalbibliothek. Auf der Hauptstrasse, der Obala Kulina Bana, herrscht wie immer ein reger Verkehr. Unermüdlich fahren Autos am Miljačka-Fluss entlang und quitschend bremsen alte Trams an der Haltestelle direkt vor dem Gebäude. Ich versuche mir die Autos wegzudenken (die Trams lasse ich weiter fahren, denn schliesslich sei Sarajevo 1898 die erste europäische Stadt mit einem Tramnetz gewesen) und platziere stattdessen Kutschen und hütetragende, gut gekleidete Fussgänger auf der Hauptrasse und dem Trottoir. Dermassen, mit zusammengekniffenen Augen auf der Brücke stehend, gelingt es mir manchmal, mich in die Zeit der nachkollorierten Fotografien zurück zu versetzen.

Beim Schreiben dieses Textes kommt mir der Gedanke, dass vielleicht in hundert Jahren, irgend jemand eine meiner Fotografien auf einem Trödelmarkt (oder auf E-Bay) ersteigert, sie in den Computer einscannt und mit Fotoshop nachkollorieren könnte. Vielleicht empfindet dieser Jemand ähnliche Gefühle beim Betrachten der nachkollorierten Bilder und vielleicht versucht er danach, auf irgend einer Brücke stehend, sich in die Zeit zurück zu versetzen, in welcher auf der damaligen Hauptstrasse, zu jener Zeit noch Obala Kulina Bana genannt, Autos am Milijačka-Fluss entlang fuhren und alte Trams quitschend an der Haltestelle hielten.
Vielleicht wird er durch irgend eine elektronische Quelle sogar noch in Erfahrung bringen können, weshalb das grosse, seltsame Gebäude am Strassenrand in Baugerüste gekleidet steht.

Sonntag, 6. Dezember 2009

Das Inercity-Teatar



Gestern besuchten Nataša und ich das Projekt Narkone; ein Projekt, welches in verschiedenen Regionen von Bosnien-Hercegowina im Bereich der Prävention arbeitet.

Im Ost-Sarajevo, dem Teil von Sarajevo, der in der Republika Srpska liegt, fand am Nachmittag eine Vorstellung des Intercity-Teatar statt. In dieser Theatergruppe nehmen Jugendliche aus den verschiedenen Teilen von Bosnien-Hercegowina teil und üben gemeinsam ein kurzes Stück ein, mit welchem sie anschliessend durchs Land touren.



Das dieses Projekt ein kleines Wunder ist wird einem klar, wenn man sich vor Augen führt, wie gespalten das Land eigentlich ist.

Bosnien-Hercegowina besteht grundsätzlich aus zwei Teilrepubliken, der kroatisch-muslimischen Föderation (FBiH) und der Republika Srpska, mit mehrheitlich bosnischen Serben. Diese zwei Republiken haben eine eigene Regierung, eine eigene Polizei und ein eigenes Schulsystem; fast wie in der Schweiz möchte man sagen. Nur das hier die Nachbarschaftsverhältnisse ungleich komplizierter liegen. Entstanden sind diese Grenzen nach dem Dayton-Abkommen von 1995.

Die Jugendlichen des Intercity-Teatar zeigen auf, dass es möglich ist gemeinsam an etwas zu arbeiten und dass schliesslich alle Jugendlichen ähnliche Wünsche und Vorstellungen vom Leben haben. Egal ob sie bosnische Serben, bosnische Kroaten oder bosnische Muslime sind.


Freitag, 4. Dezember 2009

schwarz-weisses Sarajevo



Restaurant oberhalb der Markthalle; durch vergilbte Vorhänge hindurch erahnt man die üppigen Fleisch- und Käseauslagen. Das bosnische Essen hier ist preiswert und hervorragend. Selbst Nataša findet als Vegetarierin hier Bekömmliches.




So sehen sie aus.

Mittwoch, 2. Dezember 2009

Rund um Sarajevo



Sarajevo ist in einem Talkessel gelegen. Rund um die Stadt herum erheben sich Hügel und Berge zwischen 600 und 1600 Meter. Kürzlich machte ich einen längeren Spaziergang auf den Berg Bukovic, nördlich von Sarajevo gelegen. Sehr schnell ist man aus der Stadt raus und läuft zwischen Schafherden und auf grünen Matten. Auf dem Weg trifft man auf zahlreiche Berghütten, die fast alle neu errichtet wurden, denn während dem Krieg wurde auch hier alles zerstört. Heute schlürft man hier wieder Kaffee in der Sonne.

Zu Hause in Sarajevo




Was man nicht alles macht wenn man Zeit hat...

Dienstag, 1. Dezember 2009

Minarette


"Moscheen gab es in ganz Sarajevo 100, mitunter recht kleine und bescheidene, neben jeder ragte das Minarett in die Luft, welche von weitem aussahen wie riesige Zahnstocher."

So beschrieb Georg Freiherr von Holtz den Anblick der für den österreichisch-ungarischen Kaiser frisch eingenommenen Stadt Sarajevo im Jahre 1878. Die Schweizer Bevölkerung hat sich nun also gegen diese Zahnstocher ausgesprochen, aus der Angst heraus, sie könnten sich in Raketen verwandeln. So haben wir es endlich auch ins Bosnische Nationalfernsehen geschafft und auf die Titelseiten der bosnischen Zeitungen.

Ich persönlich geniesse nach wie vor den Anblick der vielen Zahnstocher hier in Sarajevo und der Ruf des Muezzins am frühen Morgen dringt bereits nicht mehr durch meinen gesunden Schlaf hindurch.