Freitag, 7. September 2012
Mittwoch, 5. September 2012
Velenje
Es gibt in
Slowenien nach wie vor viele Orte und Städte, die ich noch nicht kennen gelernt
habe. Einer jener Orte war bis gestern die Stadt Velenje.
Velenje ist
keine historische Stadt im herkömmlichen Sinne, wenn wir unter „historisch“
mittelalterliche Stadtmauern und pompöse Bürgerhäuser verstehen. Velenje ist
eine junge Stadt, die aber den Namenszusatz „historisch“ durchaus verdient hat.
Die Stadt
Velenje wurde nach dem 2. Weltkrieg von unzähligen „freiwilligen“ Händen in
kurzer Zeit aus dem Boden gestampft. Freiwillig waren diese Arbeiten in dem
Sinne, dass die Frauen und Männer dafür grösstenteils nicht bezahlt wurden.
Jedoch konnten sie sich mit ihrer tatkräftigen Mitarbeit eine der vielen neuen
(und für die damaligen Zeiten höchst modernen) Wohnungen ergattern. Die
Geschichte der Entstehung Velenjes ist auch sehr stark mit der
Industriegeschichte jener Gegend verbunden. Noch heute prägen Kohleöfen und das
immense Areal von Gorenje, dem wohl bekanntesten Haushaltsgerätehersteller
Südosteuropas, das Gebiet. Kohle wird auch nach mehr als 50 Jahren noch
gefördert, verbrannt und in Elektrizität umgewandelt. Ein Arbeiter des
Kohlewerkes meinte, dass die Vorräte bestimmt noch bis ins Jahr 2050 reichen
sollen.
Bei unserem
Spaziergang durch die ehemalige jugoslawische Vorzeigestadt Velenje war ich
fasziniert vom Leben, das hier zwischen all dem Beton herausplätschert. Auf dem
riesigen, verkehrsfreien Hauptplatz der Stadt spielen Dutzende von Kinder
während die Eltern beim Kaffe oder Feierabendbier sitzen. Nebst slowenisch wird
hier vor allem bosnisch gesprochen. In den letzten Jahrzehnten sind sehr viele
Menschen aus Bosnien Herzegowina nach Velenje gekommen. Arbeit fanden sie
entweder im Kohlebergwerk oder bei der Firma Gorenje.
Doch auch
wenn sich hier in Velenje ein Stück Jugoslawien erhalten hat, büsste die Stadt
in den letzten Jahren doch einen grossen Teil ihres ursprünglichen Charms ein.
Zu erkennen ist das vor allem an den unzähligen geschlossenen Klein- und
Kleinstläden. Diese waren einstmals im Erdgeschoss der grossen Wohngebäuden
angesiedelt. Die Läden bildeten sozusagen die Wurzeln dieser Bauten und
versorgten deren Bewohner mit Brot, Kleider, Bücher oder Spielwaren. Hinzu
kamen unzählige Kaffes, in welchen sich die Bwohner nach der Arbeit trafen.
Heute sind diese Läden zum grössten Teil verschwunden. Ein Freund von uns
meinte, dass es in seinem „Quartier“ noch einen kleinen Supermarkt gebe. Doch
der Besitzer kämpfe täglich ums Überleben und würde er nicht 365 Tage im Jahr
geöffnet haben, so könnte er wohl morgen die Türen für immer schliessen.
Anstelle dieser Läden stehen heute mehrere riesige Einkaufszentren am
Stadtrand. Woher eine 50 Tausend köpfige Stadt den Bedarf für ein solches
Angebot hernehme, ist auch unserem Freund in Velenje ein Rätsel. Doch noch haben
die Supermärkte nicht das ganze Leben Velenjes in ihren Bann gezogen. Noch
scheint es, als träfen sich die Menschen dieser Stadt am Feiernachmittag (die
Arbeit beendet man hier gegen 15 Uhr) lieber auf dem Hauptplatz untehalb der
Statue des Mareschall Titos als im Bowlingcenter des Supermarktes. Gut so!
Sonntag, 2. September 2012
Bakar
Das Adriatische Meer ist beinahe ausgefischt; die fetten Beuten an Land gezogen und in einer gottvergessenen Strasse zwischen Rijeka und Zadar zwischengelagert. Zusammen mit dem Holzstoss eine Vorbereitung für den anstehenden Winter.
Wollen wir aber nicht schon die Kälte ins Haus holen sondern erfreuen uns stattdessen am reichlich gefallenen Regen und am guten Wein des vorherigen Jahres.
Während in der Kulturhauptstadt die Festbeleuchtung immer früher eingeschaltet werden kann fragt man sich hier wie lange es denn überhaupt noch Strom geben wird. Man jammert in Raten und bezahlt auch das Ledersofa in der gleichen Manier. Wer sich 50 Cent pro Tag nicht mehr leisten kann ist wirklich ein armer Schlucker.
Der Silberfisch aus Bakar lässt grüssen.
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