Sonntag, 6. März 2011

Starkes Wasser


Kürzlich haben Natasa und ich unweit von unserem Haus einen Mann angetroffen, der einfach so auf der Wiese zusammengesunken ist. Die Erde und das Gras waren an diesem Tag feucht, dementsprechend schmutzig auch die gepflegte Lederjacke des älteren Herren. Als wir zu diesem Mann hingeeilt um ihm wieder auf die Beine zu helfen, sind wir zuerst erschrocken, denn er war überhaupt nicht ansprechbar. Bald einmal war uns jedoch der Grund des Zustandes des älteren Herren klar; denn eine unverkennbare Weinfahne entstieg dem Munde des Mannes, welche, in den späten Vormittagsstunden, bereits auf das ein oder andere Gläschen schliessen liess. In seiner Jackentasche fanden wir schliesslich auch einen Personalausweis, welcher uns erlaubte, den Mann zu seiner Wohnung zu begleiten (in Slowenien steht auf dem Personalausweis auch die Wohnadresse). Vor seinem Haus angekommen, wollte der Mann aber partout nicht zulassen, dass wir ihn bis zu seiner Wohnung im dritten Stock begleiten würden. Dies erschien uns wiederum jedoch unakzeptabel, konnte er sich doch kaum auf den Beinen halten und wäre mit grösster Wahrscheinlichkeit kaum die Treppen alleine hochgestiegen. So blieb uns nichts anderes anderes übrig, als beim Nachbarn zu klingeln. Dieser schien den älteren Mann gut zu kennen und gemeinsam nahmen sie dann die wenigen Tritte bis zur Wohnungstür in Angriff.

Ein übermässiger Alkoholkonsum ist in Slowenien keine Seltenheit. Sloweninnen und Slowenen gönnen sich gern einmal ein Gläschen über den Durst und das Trinken des gegärten Traubensaftes kann hierzulande bereits als fester Bestandteil des kulturellen Lebens bezeichnet werden.

Zusammen mit meinem Vater habe ich letzten Sonntag die Weinkeller unterhalb des Freiheitsplatzes in Maribor besichtigt. Dieses weitverzweigte Netz an Weinkellern gehört zu den grössten europaweit. Während der Zeit des sozialistischen Jugoslawien wurden hier jährlich 15 Millionen Liter Wein hergestellt und gelagert. Diese Mengen war deshalb astronomisch gross weil es keine privaten Weinproduzenten gab. Die ganze Herstellung war eine staatliche Angelegenheit und zur Erreichung dieser Menge wurden sogar Trauben aus Mazedonien nach Maribor gebracht. Heute stehen die riesenhaften Eichen-Weinfässer nur noch als Kunstobjekt in den Kellern. Die 800'000 Liter Wein, die letztes Jahr in den Weinkellern in Maribor produziert wurden, werden allesamt in Metallfässern gelagert.

Alkohol scheint auch in unserem Wohnblock ein Thema zu sein. Jedenfalls muss es hier irgendwo einen Whisky Liebhaber geben...

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