Freitag, 5. Februar 2010

Wie weiter?

Zwei Mal war ich diese Woche im Sekretariat des Roten Kreuzes um zusammen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Organisation einen kleinen Bericht über die Küche auf dem Kosevsko Brdo zu verfassen. Es geht darum, einen Spendenbeitrag aus der Schweiz zu erhalten, damit ein neuer Kühlraum eingerichtet werden kann. Dieser ist dringend notwendig, denn momentan muss gegen viel Entgeld bereits eingekauftes Fleisch beim Lieferanten „Dayton“ gelagert werden.

Vom Sekretariat des Roten Kreuzes wurde ein Schreiben verfasst über die allgemeine sozial-wirtschaftliche Situation in Sarajevo. Es stellte sich heraus, dass allein im letzten Jahr die Anzahl an Menschen, die von der Rot-Kreuz Küche „abhängen“, jeden Monat merklich gestiegen ist. Heute sind es knapp 1700 Menschen, Tendenz steigend. In ganz Sarajevo benötigen 9000 Menschen täglich das Angebot einer Volksküche.

Ich habe nun auch erfahren, dass jene Menschen, die dieses Angebot nutzen können, tatsächlich auf der untersten wirtschaftlichen Stufe stehen. Sie besitzen keine zwei Euro um damit ihr tägliches Essen zu kaufen.
Man benötigt viele Papiere und Nachweise, damit man dazu berechtigt ist in einer Volksküche Essen zu beziehen. Man muss wirklich sehr arm sein um dort sein tägliches Brot zu finden. Meine bekannte Familie im Bistrik gehört zum Beispiel nicht zu jenen Menschen; trotzdem ist ihr Kühlschrank immer auffallend leer und trotzdem sitzen sie manchmal frierend in ihrer Wohnung, da sie kein Geld für Holz mehr haben.

Die Einrichtung einer „Armenküche“ wurde nach dem Krieg als vorübergehendes Mittel zur Krisenbewältigung vorgestellt. Sie sollte dazu dienen, den mittellosen Menschen in der Zeit beizustehen, in welcher sich das Land neu aufbauen und organisieren muss. Sobald als möglich sollten aber geeignetere Mittel zur Verfügung stehen und die Leute sollten sich ihr Brot auch wieder selber verdienen können.

Die Realität sieht heute ganz anders aus. Das Land kommt aus der wirtschaftlichen Krise nicht hinaus, es fehlt an Infrastruktur, an sinnvollen und nachhaltigen Investitionen und vorallem auch an Hoffnung. In Bosnien liegt die Arbeitslosigkeit bei durchschnittlich 70 Prozent.



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