Bild: Markteingang in Zagreb
Fair Trade ist in Slowenien noch immer eine Neuheit. Es gibt zwar seit zwei Jahren einen Laden in Ljubljana welcher sogenannte Fair Trade Produkte verkauft, alles in allem handelt es sich aber um ein kleines Geschäft. Bereits etwas besser etabliert ist der Verkauf von biologischen Lebensmitteln.
Marko und Varja, gute Freunde Natašas, die als Bauern auf dem Berg Pohorje leben, kommen jeden Freitag Vormittag mit ihren Produkten auf den Biomarkt in Maribor, zusammen mit ungefähr 10 weiteren Produzenten. Marko erzählte mir vom Versuch, das Warenkorb System, welches kleinen Produzenten erlaubt ihre Produkte zu einem fairen Preis zu verkaufen, nun auch in Slowenien einzuführen. Der Konsument kann eine wöchentliche Bestellung bei einer Bauerngemeinschaft aufgeben und seine Produkte dann an einem Ort in der Stadt beziehen. Es gibt keinen Zwischenhandel über ein Geschäft, der Handel wird direkt zwischen dem Produzenten und dem Konsumenten abgeschlossen.
Heute morgen war ich auf dem offenen Markt im Zentrum Maribors, wenige Schritte von Natasas Wohnung entfernt. Es ist ein schöner Markt, welcher in grosszügiger Form vor einem Jahr neu gestaltet wurde. Die Marktstände erinnerten mich stark an den Samstagsmarkt auf dem Bundesplatz in Bern. Alles wird ordentlich präsentiert, alles ist sauber und es herscht nicht jene Art Hektik, wie sie zum Beispiel auf dem Markt in Sarajevo anzutreffen ist. Kein Verkäufer versucht dir seine Waren aufzudrängen, keine lauten Rufe schallen zwischen den Marktständen hindurch. Das Einkaufen auf einem solchen Markt ist fast schon eine beruhigende Angelegenheit.
Auf dem Markt in Maribor gibt es einen Milchautomaten, wie in dem Dorf in der Nähe von Bern aus welchem ich komme. Solche Automaten, bei welchen man sich wann immer man will frische, unbehandelte Kuhmilch besorgen kann, gibt es nun immer wie mehr in Slowenien. Heute erzählte mir ein Freund von der Eröffnungszeremonie des ersten Milchautomaten in Ljubljana. Damals gab es festliche Ansprachen und zahlreiche Besucher strömten herbei um das Milchwunder zu sehen.
In Bosnien gibt es keinen Fair Trade Laden und es gibt, soweit ich informiert bin, auch nur ganz wenige, als biologisch deklarierte Lebensmittel. Aber was es in Bosnien nach wie vor gibt, sind zahlreiche kleine und kleinst Produzenten, welche mit zwei Kilogramm Kartoffeln oder einer Kiste voller Äpfel am Strassenrand stehen und ihre Produkte dort verkaufen. Wahrscheinlich gibt es ein Gesetz, welches vorschreibt, wann und unter welchen Bedingungen man Sachen verkaufen darf; die Realität ist aber, dass ein jeder das verkauft, was er verkaufen kann. Für uns EU Bürger eine äusserst exotische Angelegenheit oder eben eine typisch orientalische Erscheinungsform.
Damit man sich für Fair Trade Produkte aus Dritt Welt Ländern interessieren kann, braucht es wahrscheinlich einen gewissen Wohlstand. Slowenien liegt zur Zeit anscheinend ziemlich genau auf der Schwelle jener Länder, die daran sind, den Schritt in Richtung dieses Wohlstandes zu machen. Bosnien ist noch weit von der Fair Trade Schwelle entfernt.
In Bosnien sind die Menschen, natürlich vor allem in weniger urbanen Gegenden, nach wie vor stark auf den Eigenanbau von Lebensmitteln angewiesen. Wohl kaum jemand stellt sich hier bei der Bestellung des Gartens die Frage, ob seine Produkte schliesslich bio oder nicht bio sind. Wahrscheinlich geht der Wunsch nach biologischen Lebensmitteln einher mit dem Aufkommen von grossen Supermärkten oder anders gesagt, mit dem Verschwinden von klein und kleinst Produzenten.
Die grossen Supermärkte die im EU Raum zur Zeit wie Pilze aus dem Boden schiessen versprechen uns ein vielseitiges Angebot, welches für jeden Kunden das passende bereit halte. Aber wenn ich nicht einmal über die Menge dessen selber bestimmen kann was ich einkaufen will, da alles längst abgepackt und verschweisst ist, denke ich, dass es mit der Wahlfreiheit nicht allzu weit her ist.
Samstag, 13. März 2010
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