Zur Zeit wohnen Nataša und ich im Haus von Edita, am Stadtrand von Maribor. Das Haus liegt an einer viel befahrenen Kreuzung. Von hier aus führt die Hauptstrasse ins Zentrum und einige Meter vom Haus entfernt gelangt man auf die Autobahn in Richtung Zagreb oder Budapest. Rund ums Haus herum erstreckt sich ein grosser Garten bis an den Strassenrand. Die einäugige Katze G’nmar erklettert abends, wenn ich manchmal mit ihr im Garten stehe, behende die Apfelbäume, als zwitscherten dort oben noch immer die Vögel.
Die Umbauarbeiten schreiten gut voran. Gestern konnten wir mit Malen beginnen, was bedeutet, dass die Musik endlich nicht mehr vom Geräusch der Schleifmaschine übertönt wird.
Mit Rene, er ist verantwortlich für die Umbauarbeiten, sprach ich gestern während des Malens lange über Jugoslawien. Interessant fand ich die Aussage bezüglich der Privatisierung, welche in Slovenien ab 1991 eingesetzt hat. Damals, also gleich nach Erhalt der Unabhängigkeit, haben die führenden Politiker unter Ministerpräsident Drnovšek, damit angefangen alle ehemaligen Staatsbetriebe und Staatsbesitze zu privatisieren. Aber sowie ich verstanden habe ist die Aussage falsch, dass es sich bei den zahlreichen Firmen, die diesen Privatisierungswellen zum opfer fielen, um Staatsbetriebe gehandelt hatte. Denn die Arbeiter galten in Jugoslawien als deren Mitbesitzer und waren die entscheidende Kraft in der Gestaltung derselben Betriebe. Es wurde also nicht nur staatliches Eigentum privatisiert sondern auch in grossem Ausmass der Besitz der damaligen Arbeiter.
Nach 1991 wurden vormalige Besitzverhältnisse wieder hergestellt, was zum Beispiel zur Folge hatte, dass ein grosser Teil des slovenischen Waldes an die Kirche zurückgegeben wurde. Diese sei aber mit dessen Pflege heutzutage schlicht überforder und es würde wohl schwierig werden, die diesjährige Borkenkäfer Pflage in den Griff zu bekommen.
In Maribors Umgebung gibt es zahlreiche prunkvolle Häuser und kleine Schlösser, die dem Verfall nahe, romantisch verlotternd in der Gegend stehen. Auch hier hat man versucht, diese Gebäude den ehemaligen Besitzern, welche vor 1945 auf diese Häuser registriert waren, zurückzugeben. Nun sind diese nun aber häufig verstreut auf mehreren Erdteilen wohnhaft, was die Rückgabe nicht gerade erleichtert. Und wer kann sich heutzutage noch den Unterhalt eines Schlosses leisten?
So erfahre ich während des Malens das ein oder andere über dieses Jugoslawien und merke, dass es diese erwähnte Nostalgie wohl tatsächlich gibt. Denn schliesslich gibt es Gründe genug, sich im guten Sinne an diese Zeit zurück zu erinnern.
Bild: Garten beim Haus von Edita
Donnerstag, 4. März 2010
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