Dienstag, 23. März 2010

Hajde Mladen!


Bild: Irgendwo in Bosnien ist mir die Schwester von Pintaš über die Schiene gelaufen, passiert ist ihr nichts...

Es ist interessant und schön zu sehen, wie sich das Innenleben eines Zuges verändert, wenn man als dessen Passagier die gesamte Strecke fährt, während die Mehrheit der Passagiere irgendwo zwischen Abfahrt und Ankunft aus- oder einsteigen.
Mit der Eisenbahn bin ich am Montag von Maribor nach Sarajevo gefahren; eine Fahrt von 13 Stunden (mit dem Auto ca. 6 Stunden). Da gab es zuerst den Intercity zwischen Maribor und Ljubljana, mit Reservationspflicht. Dieser Zug unterscheidet sich im Aussehen nur unwesentlich von den ICE Zügen in der Schweiz. Der einzige Unterschied liegt wohl darin, dass das Tempo des slowenischen ICE Zuges und die Haltefrequenz demjenigen eines schweizerischen Bummlers gleich kommt. In Sanski Most, ein Ort zwischen Zagreb und Ljubljana welchem das gleiche Schiksal zukommt wie dem schweizerischen Olten, stieg ich auf einen Regionalzug nach Zagreb um. Dort angekommen musste ich mich beeilen, denn der Regio hatte Verspätung; so blieben mir fünf Minuten Zeit um mir die Beine zu vertreten und den Zug zu besteigen, welcher mich nun für die nächsten 9 Stunden beherbergen würde.
Zwei Waggons, einer mit serbischer und einer mit kroatischer Aufschrift, gezogen von einer Diesel betriebenen Lokomotive. Die Züge in Kroatien und Bosnien haben nach wie vor Zugabteile und Schiebefenster, welche es einem ermöglichen, sich während der Fahrt den Kopf zu kühlen. Auch der Gang, durch welchen ich mich, schwerbeladen wie ich war, wie durch einen Stollen hindurch zwängen musste, darf bei solchen Zügen nicht fehlen. Die Schiebefenster im Gang erlauben es einem bereits in Kroatien, am offenen Fenster zu rauchen. Spätestens ab der kroatisch-bosnischen Grenze (Grenzen bringen ja immer auch einen Personalwechsel mit sich), sind diese Gangfenster dann überflüssig, denn ab dort wird auch im Abteil geraucht; Rauchverbot hin oder her. Ein junger Mann fragte aber eine Mitfahrerin, ob es sie störe wenn er rauche. Sie antwortete: Wie denn auch, ich bin doch keine Ausländerin (natürlich musste ich da einwerfen, dass es mich als Ausländer auch nicht störe).
Ab dem bosnischen Doboj leistete mir der junge Mladen Gesellschaft. Aufgrund seines Facebook-Profils wurde eine Casting Agention auf ihn aufmerksam und Mladen wurde zur Teilnahme an der Ausscheidung zu einer Bigbrother ähnlichen Show fürs bosnische Staatsfernsehen eingeladen. So liess er denn sein Informatikstudium vorläufig links liegen und bereitete sich auf die Tests zur Show vor. Bereits zwei Mal war er derenthalben in Sarajevo, musste vor einer Jury singen, tanzen und reden und hat es geschafft, 950 Konkurrenten hinter sich zu lassen. Heute nun geht es um die Wurst und sollte Mladen auch diesen Test bestehen, so wird er für die nächsten drei Monate nicht zurück nach Doboj fahren (denn so lange dauert die Show, welche im bosnischen Fernsehen gezeigt wird) und ich kann mich dann glücklich schätzen, einen Fernsehprominenten vor seinem Aufstieg im Zug nach Sarajevo kennen gelernt zu haben.

Deshalb: Hajde Mladen, go for it!

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