Sonntag, 18. April 2010

Vom Lesen der Zeichen

Türkei

Der Türkei ist fielen Park und Tranpolin
Der Türkei ist eine ganz grosse, es geht 780 Kilometer.
Der Türkei hat fielen Haus.
Der Türkei ist gleich wie Schweiz.
Der Türkei hat fielen Migros.
Der Türkei ist viele Baum.
Der Türkei hat Doktor.
Der Türkei hat fiele Fensters, 100 000 Milion.

Vor 10 Tagen bin ich zum fünften Mal auf dieser Reise nach Sarajevo zurück gekommen. Die letzten zwei Rückkehrten waren nicht geplant: Einmal hat mir eine eingestürzte Brücke den Weg versperrt, beim zweiten Mal hat mir ein schmerzendes Knie eine längere Pause aufgedrängt.

Seit heute Morgen sind diese Schmerzen so gut wie verschwunden. Noch fühle ich mich etwas unsicher, aber von Tag zu Tag gehts besser.
Die letzten Tage waren geprägt von einer grossen Unentschiedenheit und es ist mir bewusst geworden, dass alles sich um die Frage dreht, wie die Zeichen, die einem geboten werden, zu lesen sind. In meinem Falle: Will mein schmerzendes Knie mir sagen, dass es nun genug ist, dass die Reise bis hier und nicht weiter gedacht war? Oder will mein schmerzendes Knie mich nur darauf aufmerksam machen, dass alles seine Zeit braucht? Dass man mit Ruhe und Geduld ans Ziel kommt? Es kommt darauf an wie man die Zeichen liest. Und schliesslich ist vielleicht gar nicht so wichtig wie man sich entscheidet, sondern dass man sich entscheidet.

Als ich zum ersten mal von Sarajevo aus zu Fuss losgelaufen bin, der alten Eisenbahnstrecke nach Pale folgend, traf ich nach zwei Stunden Gehweg auf die erste eingestürzte Brücke. Zuerst dachte ich, dass der erste Tag nun bereits hier seinen Abschluss gefunden habe, als ich plötzlich diesen kleinen Trampelpfad hinunter in die Schlucht entdeckte. Das Zeichen war für mich klar: Gib nicht zu schnell auf. Manchmal, wenn die grossen Wege versagen, führen die kleinen und unscheinbaren ans Ziel.
Doch kurze Zeit später traf ich bereits auf das zweite Hindernis; eine nur zur Hälfte eingestürzte Brücke, die ich diesmal unmöglich überqueren konnte. Ich musste umkehren und nach Sarajevo zurück gehen. Auch bei dieser zweiten Brücke war das Zeichen für mich klar: Nicht alle Hindernisse kannst du überwinden. Bei manchen musst du zurück gehen um es auf einem ganz anderen Weg zu umgehen.
Von Brücken kann man viel lernen. Vor allem dann, wenn sie unbegehbar geworden sind...

Heute Morgen fand ich in meinen Sachen einen Text vom 9-jährigen Enver. Ihn habe ich letzten Jahrers bei meiner Arbeit als Lehrer in einer Schule kennen gelernt. Dort habe ich ihn darum gebeten, dass er einen kleinen Text über sein Land, die Türkei, schreibt.
Dir Enver will ich nun etwas sagen:

So wie du mir die Türkei beschreibst, so gefällt sie mir sehr.
Es ist ein Land, das ich kennen lernen möchte und deshalb werde ich mich nun erneut auf den Weg dorthin machen. Vielleicht kann ich nicht mehr den ganzen Weg nur aus eigener Kraft gehen, aber anscheinend gibt es viele Wege und Möglichkeiten in diese Türkei zu kommen.
Du sagst, dass es in der Türkei auch einen Doktor gibt, so mache ich mir wegen meiner Gesundheit nicht allzu grosse Sorgen.
Und auf eine Sache freue ich mich besonders lieber Enver; du sagst, dass es in der Türkei viele Migros gibt. Ich kann es kaum erwarten endlich wieder einmal einen Eistee Marke Migros zu trinken oder mir gegen den kleinen Hunger ein oder zwei Biberli in den Mund zu schieben. Nichts gegen Čevapi, Pite und Kebap, aber alles hat seine Grenzen.
Lieber Enver, danke für die Beschreibung deines Landes. Inshala werde ich mich noch diesen Sommer in den Schatten einer der vielen Bäume dort setzen können.

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